Dorothee-Sölle-Haus

Dorothee-Sölle-Haus

Prof. Dr. Dorothee Sölle

Im Gemeindehaus in der Waldsassener Straße 9, 12279 Berlin, befinden sich die Küsterei, alle Büros, das „Kinderhaus“ und eine unserer beiden Kitas. Fast alle Zusammenkünfte während der Woche finden dort statt. Jeden Sonntag feiern wir in dem neu gestalteten Kapellenraum um 11 Uhr Gottesdienst.

Durch die intensive Nutzung ist eine anderweitige Vermietung kaum möglich; bei Anfragen hierzu (etwa im Anschluss an eine in der Gemeinde durchgeführte Amtshandlung) wenden Sie sich bitte an unser Büro (Mo+Mi 10 – 12 Uhr; Tel. 755 12 20 15).

www.dorothee-soelle.de


1.9.2022 NEU auf der Seite des Dorothee-Sölle-Hauses: das Gedicht „Zwischen zwei ängsten“ – vom Sölle-Gesprächskreis ausgewählt zum „Ökumenischen Tag der Schöpfung“ 2022

Wovor haben wir Angst? Dass aus dem Ukraine-Krieg und dem neuen Wettrüsten ein unkontrollierbarer Krieg entsteht? Vor der fortschreitenden Inflation, vor einer weltweiten Hungersnot? Vor der ökologischen Katastrophe?

Zwischen Träumen und Albträumen spricht Dorothee Sölle von ihren – und von unseren – Ängsten, die sie beinahe prophetisch schon vor 22 Jahren benannt hat. Und findet ein Hoffnungs- und Mutzeichen gerade beim genaueren Betrachten der Ängste.

Wenn wir heute über die alte, anerzogene kindliche Angst vor einem strafenden Gott (manchmal) lächeln, erkennen wir, wie auch Ängste „erwachsen“ werden und hilfreich sein können, den Weg in die richtige Richtung zu suchen: Wir spüren die gemeinsame Verletzlichkeit von Schöpfung und Schöpfer und können so eine empathische Haltung zu Gott und den Menschen und zu unserem „kleinen blauen Planeten“ finden.

Zwischen zwei ängsten

Manchmal träume ich von einer großen decke um den kleinen blauen planeten zu wickeln und all das selbst gekochte unglück abzuhalten Es ist zum ersticken in san franzisco preisen alle busse ein mittel an gegen das asthma

Manchmal träum ich vom mantel gottes der die genforscher beruhigen könnte und die rüstungsaktien abstürzen ließe Es ist zum ersticken bei uns drei freundinnen haben brustkrebs zwei sind noch am leben

Manchmal träum ich von einem anderen glauben der nicht nach ergebenheit riecht und den megatrend nicht anbetet Es ist zum ersticken hier meine angst will auswandern muss ich denn ewig in ägypten bleiben

Manchmal lächle ich über die lang vergangene angst vor gott und seh eine neue wachsen um ihn sie macht mir mut

Dorothee Sölle

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Wolfgang Fietkau Verlags

Aus: Dorothee Sölle, loben ohne lügen, © Wolfgang Fietkau Verlag, Kleinmachnow, 2000

Geschichte 

An Ostern 1968 weihte die Gemeinde Marienfelde ihr provisorisches Gemeindezentrum im entstehenden Neubaugebiet ein. Es war das erste „öffentliche“ Gebäude in der Nachbarschaft und wurde entsprechend genutzt. Neben kirchlichen Veranstaltungen stand das Haus auch Mieterräten, der Bürgerinitiative Marienfelde und anderen Gruppen zur Verfügung. 1970 wurde das Haus zu klein, ein Neubau wurde geplant. Nach einem Architektenwettbewerb wurde Heinz E. Hoffmann mit der Planung beauftragt. An Ostern 1975 konnte die Gemeinde ihr neues Haus in Besitz nehmen.
Die Kosten des Baues beliefen sich auf 1,8 Millionen DM. Daran beteiligte sich das Hilfswerk Berlin mit 200.000 DM für die Errichtung der Räume für Seniorenclub und Mittagstisch. Weiter 163.000 DM kostete die Inneneinrichtung (Möbel, Vorhänge, Lampen, techn. Geräte, Kücheninventar, Orgel). 20.000 DM wurden von Gemeindemitgliedern dafür gespendet.

Zwei Jahrzehnte lang wurde das Haus von der in Vorwendezeiten größten Kirchengemeinde Westberlins intensiv genutzt. In den 90er Jahren veränderte sich durch den Mauerfall, Straßenausbau und Veränderung der Bevölkerungsstruktur im Wohngebiet die Nutzung. Durch die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen ab 2002 verlor die Gemeinde einen ihrer wichtigsten Arbeitsschwerpunkte, die Hortbetreuung. Außerdem wurde die Situation der „Kita II“ an der Marienfelder Allee / Ahrensdorfer Straße durch den Ausbau der B 101 als Autobahnzubringer immer problematischer. Die Umstrukturierung des Gemeindezentrums durch den Anbau einer Kita wurde beschlossen: Ein neues „Familienzentrum“ sollte als Umbau des vorhandenen Hauses entstehen. Den Architektenwettbewerb entschied das Büro Lüling/Rau für sich; der GKR beauftragte umgehend die Umsetzung.

Die Baukosten in Höhe von 2 Mio.€ wurden im Wesentlichen durch den Verkauf des Kita-Grundstücks und aus Baurücklagen der Kitas und der Gemeinde aufgebracht. Am 1. Dezember 2005 war Baubeginn mit einem Abriss: Mit zwiespältigen Gefühlen musste sich die Gemeinde von der Kapelle des Gemeindezentrums verabschieden. Schon am 31. Mai 2006 war Richtfest; zum neuen Kita-Jahr war der Umzug geschafft. Zwei Kitas („Kita II“ und „Kita III“) waren zusammen gelegt zur „Kita im Familienzentrum“ mit 105 Plätzen.

Ein besonderer Dank gilt unserer Namenspatronin Dorothee Sölle. Die Beschäftigung mit ihrem Werk hat der Gemeinde dabei geholfen, über der verwaltungsintensiven Strukturreform die Inhalte nicht zu vergessen und an die Zukunft zu denken – dass wir mit allem Bauen Räume schaffen für Begegnung und Hilfe, für das Lachen, Weinen, Reden, Kämpfen und Feiern, damit die Gemeinde ein Segen sein kann für alle, die sie brauchen.

In den Jahren 2007-2011 wurde aus dem damaligen Speisesaal eine neue Kapelle geschaffen. Die Glaskünstlerin Marie-Luise Dähne entwarf dafür eine farbige Glaswand mit einem Spruchbild über dem Altar (Psalm 16, 8b-11; Bibel in Gerechter Sprache) und dann die Prinzipalien aus Beton und Glas. Weiterhin feiert die Gemeinde jeden Sonntag um 11 Uhr Gottesdienst in dem hellen Raum mit dem Blick nach draußen.

Im Jahr 2015 wurde das Gemeindehaus 40 Jahre alt. Zwei Jahre lang, bis 2017, wurden das Dach, die Fassade (Dämmung) und und die Fenster saniert, damit das Gebäude auch weiterhin der vielfältigen Gemeindearbeit zur Verfügung steht.

Carola Enke-Langner